Mit seiner Gründung im April 2022 hat der Förderkreis Alter Leipziger Bahnhof ein Grundsatzpapier verabschiedet, das wir hier dokumentieren:
Die systematische Massendeportation und Ermordung von Jüdinnen* und Juden* aus dem Deutschen Reich begann im Herbst 1941. In Sachsen fand der erste dieser Deportationstransporte am Morgen des 21. Januar 1942 statt. Aus Dresden wurden an diesem Tag vermutlich 224 Männer, Frauen und Kinder in Sonderzügen der Deutschen Reichsbahn vom Güterbahnhof Dresden-Neustadt aus ins Ghetto Riga deportiert, zusammen mit 561 Menschen aus Leipzig. Bisher erinnert die Stadt Dresden an diese Deportationen mit einer Gedenktafel direkt am Eingang des Neustädter Bahnhofs. Am eigentlichen Ort der Deportation, dem ehemaligen Güterbahnhof Dresden-Neustadt mit der Ruine des Alten Leipziger Bahnhofs, existiert kein Gedenkort.
Am 20. und 21. Januar 2022 gedachten anlässlich des 80. Jahrestages des Beginns der Deportationstransporte mehrere Hundert Dresdnerinnen erstmals an der historischen Stätte der NS-Verbrechen. Für dieses Gedenken hatte sich auf Einladung der Initiative Herz statt Hetze eine Vorbereitungsgruppe gebildet. Daran anknüpfend gründeten Vertreterinnen der Gruppe im Frühjahr 2022 den Förderkreis Gedenk- und Lernort Alter Leipziger Bahnhof. Dieser möchte die weitere Entwicklung des Alten Leipziger Bahnhofs durch die Landeshauptstadt Dresden und den Grundstückseigentümer kritisch begleiten. Dabei ist es das Ziel des Förderkreises, dass in der Ruine des Alten Leipziger Bahnhofs ein Gedenk-, Begegnungs- und Lernort entsteht, der in seiner Entstehung und Arbeit eine wissenschaftliche und pädagogische Begleitung erhält. Für die Umsetzung dieses Vorhabens haben sich im Förderkreis Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, Kulturschaffende, zivilgesellschaftliche Initiativen und Vertreter*innen von Stiftungen zusammengeschlossen. Damit soll dem Anliegen – mit den konkreten Planungsarbeiten im Sommer 2022 zu beginnen und den Alten Leipziger Bahnhof als Gedenkort im Januar 2025 angemessen zu eröffnen – Nachdruck verliehen werden.
Der Förderkreis hat es sich insbesondere zur Aufgabe gemacht, darauf zu achten
- dass die Konzepte für den Gedenk- und Lernort den Maßstäben kritischer politischer Bildung und moderner wissenschaftlicher Kenntnisse entsprechen.
- dass ein dem Ort angemessenes unverwechselbares inhaltliches Profil entsteht, welches auch in der Nutzer*innenstruktur deutlich wird.
- dass die mit Stadtratsbeschluss untersetzten (Zeit)Pläne eingehalten werden.
Der Förderkreis begleitet mit Öffentlichkeitsarbeit und inhaltlichen Stellungnahmen das Projekt und sucht weitere Unterstützer*innen. Falls erforderlich wirbt er Spenden und Fördermittel von Stiftungen, Unternehmen, Land und Bund sowie Einzelpersonen ein. Perspektivisch kann der Förderkreis in eine Vereinsstruktur überführt werden.